Workshop „Bauen mit Kalk“

Kalk als uraltes Baumaterial kennenlernen und verarbeiten war das Thema dieses winterlichen Workshops. Gemeinsam vertieften wir uns in chemische Reaktionen, stellten selbst Sumpfkalk her und verarbeiteten ihn zu Kalkputz. Danach konnten wir üben, den Kalkputz mittels einer „Schießtechnik“ an die Wand anzubringen. Ein sehr interessanter Mix aus Theorie und Praxis unter der Leitung von Alexander Harm.

Sumpfkalk selbst herstellen

Bei der Verarbeitung von Kalkstein (reich an Calciumcarbonat) wird unter hohen Temperaturen Branntkalk (Calciumoxid) hergestellt. Um diesen im Putz oder Mörtel verarbeiten zu können, wird er zuerst zu Sumpfkalk (Calciumhydroxid) „gelöscht“.

Dieses Verfahren des „Sumpfkalk herstellen“ wurde schon vor 14.000 Jahre angewandt. Früher hatte jedes Haus seine eigene Kalkgrube, wo Sumpfkalk zur Herstellung von Kalkmörtel, Kalkputz und Kalkfarbe gelagert wurde. Heutzutage macht kaum noch jemand seinen Sumpfkalk selbst.

Um das Wissen um diese alte Technik nicht verloren gehen zu lassen, wurde während des Workshops demonstriert, wie man Sumpfkalk sicher löschen kann. Dabei ist Schutzbekleidung notwendig, da sich viel Hitze entwickelt und das Material ätzend ist.

Je länger man den Sumpfkalk in das Wasser stehen lässt, um zu feiner wird er. Nach 2 Jahren ist er als Kalkfarbe geeignet. Für Putz und Mörtel kann er sofort verwendet werden.

Kalkmörtel/Kalkputz herstellen

Mit Sand gemischt ergibt der feuchte Sumpfkalk einen Kalkmörtel oder Kalkputz.

Beim Hantieren sollte schützende Bekleidung getragen werden, weil der hohe pH die Haut schwer verletzen kann.

Kalkputz anwenden

Als Kalkmörtel wird das Gemisch (mit etwas mehr Sand) in Kombination mit eingeweichten, nassen Backsteinen zur Maueraufbau verwendet.

Als Kalkputz wird er mittels „Schießbewegungen“ an die Wand geworfen, damit die Haftung optimal ist.

Hüllflächentemperierung

Während des Workshops wurde der Kalkputz in Kombination mit einer Hüllflächentemperierung (Egger-System) angewandt.

Beim Egger-System fließt 30°C warmes Wasser durch gut recyclebare, an der Wand befestigte Polypropyleenröhrchen und heißt so die Außenwände eines Gebäudes. Die Strahlungswärme erzeugt dabei ein sehr angenahmes Wärmegefühl, dass sich, dank der vertikalen Wärmeabgabe, sogar 2°C oberhalb der realen Temperatur anfühlt.

Die Heizungsröhren werden mit dem Kalkputz verputzt. Hinter den Röhren wurde die Sandsteinwand mit Kalkputz, vermischt mit kleinen Glaskügelchen, auf ökologischer Weise gedämmt.

Weiterer Maueraufbau

Nach dem „Beschießen“ des Wandes wird der Kalkputz glattgestrichen oder auch wieder angeraut, so dass weitere Schichten gut haften.

Das Trocknen soll langsam geschehen, damit das Calciumhydroxid genügend Kohlenstoffdioxid aus der Luft aufnehmen kann, um wieder zu Calciumbarbonat auszuhärten.

Beim Maueraufbau folgen noch weitere Schichten: ein feinerer Kalkgrundputz und ein Glätteputz, der dann mit Kalkfarbe angestrichen werden kann.

Im Rahmen des Projekts “Lernen für Landmosaik” fanden zahlreiche Workshops und Vorträge statt. Hier findest du eine Übersicht.

Das Projekt „Lernen für Landmosaik“ wurde gefördert durch den Ideenwettbewerb „Gemeinsam:Schaffen“

des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

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